Daten & Fakten

Bürgerenergie

 

In der EU gibt es immer mehr kleine dezentrale Energieanlagen, die von Bürgern einzeln oder gemeinsam im Rahmen des Konzepts der "Energieprosumenten" entwickelt werden. Prosumenten sind Einrichtungen wie Haushalte, Genossenschaften oder lokale Unternehmen, die sowohl Energieerzeuger als auch -verbraucher sind.

Während eine strikte Definition und ein einheitlicher regulatorischer Rahmen für private Prosumenten fehlen, verfolgen die EU-Mitgliedsstaaten unterschiedliche Ansätze zur Förderung des Konzepts der Prosumenten zur Erzeugung Erneuerbarer Energien. Neben der Nettozählung verwenden viele Länder Einspeisevergütungen, wie z.B. Deutschland. In Frankreich beispielsweise sind Einspeisevergütungen mit Prämienzahlungen und Mehrwertsteuerermäßigungen gebündelt (GfK Belgium Konsortium 2017). Die im Jahr 2019 auf Basis des Legislativpakets "Saubere Energie für alle Europäer" verabschiedete überarbeitete Gesetzgebung schafft einen Rahmen in diesem Sinne. Ziel ist es, die Bürger durch Einführung verbesserter Verbraucherrechte in den Mittelpunkt der Energiewende zu stellen: Die neuen Vorschriften erleichtern den Bürgern (Prosumenten) die Erzeugung, Speicherung und Einspeisung (Verkauf) ihrer eigenen Energie, stärken die Verbraucherrechte und die Flexibilität bei der Auswahl der Energieversorger.

Besonders fortschrittlich sind die Energiegenossenschaften in der Oberrheinregion. In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise 150 Energiegenossenschaften, die mehr als 37.500 Einzelmitglieder vertreten und einen Jahresumsatz von ca. 332 Millionen Euro erzielen. Während die meisten Energiegenossenschaften sich auf Stromerzeugung mittels Photovoltaik konzentrieren, gibt es auch immer mehr Genossenschaften, die weitere Projekte umsetzen, darunter Dienstleistungen wie Fernwärme, Stromnetzbetrieb, Straßenbeleuchtung, E-Mobilität, Ladeinfrastruktur, Carsharing und Energieberatung. So wird beispielsweise ein wichtiger Teil der Nahwärmenetze Baden-Württembergs als eingetragene Genossenschaften betrieben, Tendenz steigend.

In Frankreich sind die Energiegenossenschaften am Oberrhein vor allem durch die Genossenschaft "Energies Partagées en Alsace" und die kommunalen Kraftwerke vertreten. Die Genossenschaft "Energies Partagées en Alsace" bietet den Bürgern die Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln, um insbesondere gemeinsame PV-Anlagenprojekte zu finanzieren. Bislang hat sie über 60 Mitglieder, 677 kWc installierte Leistung und 125000€ gebündelte Ressourcen. Der über den Oberrhein hinausgehende Dorfkraftwerksverband (L'Association des Centrales Villageoises) in der Region Grand Est hat 266 kWc installierte Leistung und 206 Aktionäre. Diese Initiativen wachsen stetig, mit neuen Mitgliedern und neuen innovativen Projekten zur Erzeugung erneuerbarer Energien.

Quellen:

Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband e.V. https://www.wir-leben-genossenschaft.de/de/energiegenossenschaften-45.htm

Énergies Partagées en Alsace http://www.energies-partagees-alsace.coop/

L'Association des Centrales Villageoises http://www.centralesvillageoises.fr/